Es ist vollbracht! Einen Diskussionsbeitrag zur Interpretation von Hans-Joachim Kertscher finden Sie hier.
Die Rede von Bernd Göbel zur feierlichen Enthüllung:
Wolff wendet sich uns zu, ohne Theatralik und ohne jede Anmaßung bestätigt er seine philosophische Überzeugung, daß die Dinge so sind, nicht anders.
So, wie seine Wissenschaftserkenntnisse die Welt auf den Kopf stellten, steht auch sein Sockel entgegen üblicher Positionierung.
Die als sparsam empfundene Kleidung resultiert aus meiner Überzeugung, daß Energie und Menschlichkeit durch den Körper, nicht durch das Kleid lesbar werden.
In weiser Voraussicht, daß sich nach vielen Jahrzehnten eine Gruppe Menschen findet, um Wolff zu ehren, hat der Erbauer des heutigen Stadtmuseums einst eine Lücke in der Fensterfolge bemessen, um an dieser Stelle eine Figur zu postieren.
Letztlich ist es immer das Verdienst weniger, wenn eine Sache bewegt wird.
In diesem Sinne danke ich dem Vorstand des Wolff-Vereines, den Herren Dr. Jürgen Metzner, Dr. Erwin Bartsch, Prof. Hans-Joachim Kertscher und Erhard Preuk. Danken möchte ich Herrn Havemann und Herrn Schmidt von der Firma Papenburg für großen technischen Beistand. Letztlich auch ein Dank an die Stadt Halle.
Aus gegebenem Anlaß noch ein Satz, den Christian Wolff vor 276 Jahren verfaßte und der auf einem heruntergefallenem Blatt zwischen seinen Füßen liegt. Ich zitiere:
Ich bin vor die Glückseligkeit des menschlichen Geschlechtes, und wünschte zu dem Ende, daß die Regenten und diejenigen, so am Ruder sind, philosophierten, und die Welt mit Vernunfft nicht durch das Interesse mit Eigensinn regieret würde, wobey doch auch ein jeder sein wahres und beständiges Interesse ohne des andern Schaden finden würde.
Bernd Göbel . 6.Dezember 2021
Im Breslauer Königsschloss, Sitz des Stadtmuseums, findet derzeit eine Sonderausstellung „Medaillen für verdiente Breslauer“ statt, bei der 170 Medaillen gezeigt werden. Die meisten Medaillen stammen aus der langen deutschen Breslauer Zeit, die ältesten aus dem 16. Jahrhundert. Unser Vereinsmitglied Wolfgang Kupke, ein gebürtiger Breslauer wie Christian Wolff, hat Kontakt zum Breslauer Stadtmuseum aufgenommen, und dem Stadtmuseum ein Exemplar der neuen Medaille von Christian Wolff, die von Prof.Göbel anläßlich der feierlichen Enthüllung des Wolffdenkmals hergestellt wurde, als Geschenk angeboten.
Die Breslauer Museumsleitung hat geantwortet, dass die Medaille gern in ihre Sammlung aufgenommen und in der derzeitigen Ausstellung den Besuchern des Königlichen Schlosses präsentiert wird.
Die Medaille wurde deshalb umgehend mit dem Erläuterungsheft nach Breslau geschickt.
Sollten Sie Interesse daran haben, schicken Sie uns bitte eine Email.
Er hat Himmel und Erde nicht gemacht und den vielen philosophischen Systemen kein neues hinzugefügt, aber er hat die Welt mit Hilfe des menschlichen Verstandes in Begriffe gefaßt und erklärt. Sein Werkzeug war die Vernunft, die Freiheit des Denkens sein oberstes Prinzip. Er war ein Lehrer der Weltweisheit, lehrte in Halle und seine Gedanken gingen von hier aus in die Welt und haben das Denken der Menschheit befruchtet und verändert. Sie wirken bis heute. Ohne sein Werk kein Silicon Valley. Von Halle aus hat die Vernunft die Welt erobert. Sie hat den Menschen das Rüstzeug in die Hände gelegt, um die Natur zu begreifen und ihre Geheimnisse sukzessive zu entschleiern. Die Europäische Aufklärung partizipierte an seinem Gedankenreichtum, dessen Ausbreitung weder durch Könige noch Theologen verhindert werden konnte.
Christian Wolff wurde 1679 in Breslau geboren und verstarb 1754 in Halle. Er lehrte Mathematik und Philosophie. 1707 beginnt er seine Vorlesungen an der Halleschen Friedrichsuniversität, benannt nach dem brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. Über seine Schüler haben sich seine Gedanken an den Universitäten Deutschlands verbreitet. Peter der Große hat ihm die Leitung der Petersburger Akademie der Wissenschaften angetragen. Wolff lehnte ab und wurde Ehrenmitglied. Auch in Ost- und Südeuropa, in Österreich-Ungarn, Italien, Frankreich, den skandinavischen Ländern und den Niederlanden war seine Lehre beachtet und bewundert.
Obwohl kein Atheist, mußte ein solcher Mann mit großartigen neuen Gedanken und Ideen zwangsläufig in Konflikt geraten mit bewährten Denk- und Erziehungsmodellen. War die Philosophie bisher die Magd der Theologie, drohte sich nun dieses Verhältnis umzukehren. Das konnten die Theologen um August Hermann Francke nicht dulden. Es kam zum Streit. Den wiederum konnte der König an seiner Universität nicht dulden.
Wolff wurde bei Strafe des Galgens aus Halle und Preußen verbannt. Das war im Jahre 1723. Christian Wolff ging nach Marburg und gelangte zu philosophischem Weltruhm. Die Aufklärung wurde zur geistigen Grundlage der Entwicklung Europas.
Währenddessen übernahm Friedrich der II. die Macht in Preußen – und berief Christian Wolff zurück nach Halle. Nach siebzehn Jahren war seine Rückkehr ein Triumph.
Mehr erfahren Sie bei der Christian Wolff Gesellschaft für die Philosophie der Aufklärung.